Tosender Applaus im TIPI am Kanzleramt in Berlin: Auf Europas größter stationärer Zeltbühne wurden am Mittwochabend die Cube-Storage-Pioniere Jakob Hatteland und Ingvar Hognaland in die Ruhmeshalle der Logistik aufgenommen. Mehr als 200 internationale Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen und Politik würdigten die Verdienste der Norweger, die 1996 das Unternehmen AutoStore gegründet hatten.
Die beiden Skandinavier können der Jury zufolge für sich in Anspruch nehmen, mit dem AutoStore-System die Lagerhaltung neu erfunden und kommerzialisiert zu haben. Das zugrunde liegende Prinzip der Cube-Storage-Automation gehöre zu den wichtigsten Erfindungen der modernen Logistik. „AutoStore ist heute in fast allen Branchen zum Synonym für ein platzsparendes, leicht skalierbares Kleinteilelager geworden", betonte Oliver Luksic, Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik, in seiner Laudatio.
Der technische Direktor der Jakob Hatteland Electronics AS, Ingvar Hognaland, hatte in den 1990er Jahren den Einfall zur platzsparenden Cube-Storage-Automation. Das automatisierte Lagersystem nach dem Würfelprinzip, das später unter dem Produktnamen AutoStore weltweit bekannt wurde, ermöglichte bei der Markteinführung 2004 eine bisher unerreichte Effizienz in der Lagerlogistik: Im Vergleich zu herkömmlichen Systemen können 75 Prozent des Volumens eingespart werden. Zudem ist es leicht skalierbar, energieeffizient und ermöglicht eine hohe Systemverfügbarkeit. Heute sind weltweit mehr als 1.250 AutoStore-Systeme in 50 Ländern in über 900 Firmen im Einsatz. Nachdem Hatteland und Hognaland AutoStore erfolgreich an einen Investor verkauft hatten, wurde die Firma – vor der Veräußerung an einen zweiten Investor 2019 – mit mehr als 1,5 Milliarden Euro bewertet. Es war Norwegens erstes Einhorn.
Die Entscheidung über den Einzug der beiden Norweger in die Logistics Hall of Fame fällte im Sommer eine Jury aus 70 bekannten Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien aus 13 Nationen.
Kräftigen Applaus gab es nicht nur für die beiden Skandinavier, sondern auch für zwei Schwaben: Axel Frey und Harry Seifert von der Seifert Logistics Group in Ulm wurden als Logistics Leader of the Year 2023 geehrt. „Axel Frey und Harry Seifert haben unter dem Motto ‚Vollgas Richtung Zukunft' eine bemerkenswerte strategische Transformation des mittelständischen Logistikdienstleisters vorangebracht, die in unzähligen großen und kleinen Details sichtbar wird, aber mehr noch zum Leuchtturm für die mittelständische Logistik geworden ist. Es ist eine Transformation, die Mitarbeitende, Digitalisierung und nachhaltiges Wachstum in den Mittelpunkt stellt", sagte Frank Müller, Senior Vice President Sales & Service Business Development bei STILL, und Vertreter des Award-Stifters STILL GmbH.
Harry Seifert ist Vorsitzender des Beirates der Seifert Logistics Group. In mehr als vier Jahrzehnten an der Spitze des Unternehmens hat er die Firma zu einem der Top 100 Logistikdienstleister in Deutschland gemacht. Axel Frey, seit 2019 in der Geschäftsführung und seit 2022 CEO, leitet das operative Unternehmensgeschäft. Zusammen richteten sie den Dienstleister in den vergangenen Jahren neu aus. Aufsehen erregte das schwäbische Führungsduo im Wirtschaftsbereich Logistik vor allem mit seiner „Mitarbeitende first"-Philosophie. Die jüngsten Firmenkennzahlen zeugen vom Erfolg der Transformation: Zwischen 2021 und 2023 stieg die Zahl der Mitarbeitenden um 1.500 auf mehr als 4.000 und der Umsatz wird 2023 den Rekordwert von 330 Millionen Euro erreichen.
Erstmals wurde im Rahmen des Gala-Empfangs auch die Lynn C. Fritz Medal for Excellence in Humanitarian Logistics vergeben: Die vom kalifornischen Fritz Institute gestiftete Medaille durfte die US-amerikanische Hilfsorganisation International Medical Corps mit nach Los Angeles nehmen. Mit ihrer selbst entwickelten Software „Pharmaceutical Information Management System" (PIMS) schaffte die Organisation eine Revolution bei der Steuerung der letzten Meile in der pharmazeutischen Lieferkette. „Von dem IT-Einsatz, der in Katastrophengebieten große Zeitersparnisse und tiefe Transparenz in die Supply Chain bringt, profitieren alle: humanitäre Organisationen, Apotheken, Regierungen und vor allem die Patienten", betonte Lynn C. Fritz, CEO des Fritz Institute, in seiner Laudatio. Das System ist an 165 Standorten in 16 Ländern erfolgreich im Einsatz. Seit Oktober 2019 wurden rund 1,7 Millionen Rezepte in der Software verarbeitet und rund drei Millionen Artikel an Bedürftige ausgegeben.
Das International Medical Corps löste mit der Softwareentwicklung ein Problem aller humanitären Organisationen: die Dokumentation und Steuerung von Beschaffung, Verfolgung und Ausgabe von Arzneimitteln auf Papiervorlagen. Ein zentraler Vorteil der Software: Sie kann leicht an jede beliebige Sprache angepasst werden und benötigt weder eine permanente Internetanbindung noch eine konstante Stromversorgung. Die 16-köpfige Jury entschied sich unter allen Bewerbungen für die Software des International Medical Corps, weil sie „vom Sektor für den Sektor und von Praktikern für Praktiker" entwickelt wurde, wie es in der Begründung heißt.
Mit der Lynn C. Fritz Medal for Excellence in Humanitarian Logistics werden jährlich humanitäre Organisationen und deren Partner für herausragende Logistikprojekte ausgezeichnet. Der internationale Preis wird von der Logistics Hall of Fame vergeben. Stifter ist das Fritz Institute aus den USA.